Freitag, 29. Januar 2010

Auf gehts

Bhaktapur, 05.02.2010

Als ich vor 8 Tagen die heimischen Gefilde verließ um etwas zu sehen, um etwas zu leben, was ich vorher noch nicht tat, hatte ich gemischte Gefühle.-

Obwohl meine to-do-listen nicht kürzer wurden und mein Kopf voll mit Gedanken, Ideen oder Sachen,die noch umgesetzt werden sollten, war, fühlte ich mich nicht sonderlich aufgeregt – vielleicht dank ich meinen Synapsen, dass sie mir nicht so viel Zeit zur Realisierung und Begreifen ließen.

Mein Zimmer war voll von Plastiktütchen, Medikamentenverpackungen, Kleinkram (ich kam mir vor, als hätte ich fast einen MarieDrogeriemarkt eröffnen können – was braucht man aber für fünf Monate in einer Gegend, die eben nicht den highstandart hat nicht alles?!) und natürlich Sachen. Trotz meiner Zuversicht, war es kein Wunder, dass der Koffer nicht zu ging:) Mittwoch Abend, hatte ich das Gefühl, so viel nicht geschafft zu haben und ein Blick in mein Zimmer und auf meine Listen tat sein übriges. Ich hätte mich gern noch mal mit euch getroffen, ausgiebig geschwatzt oder einfach nur good bye gesagt.

Donnerstag Morgen war ich dann recht frustriert auf Petrus, hatte er doch keine optimalen Reisebedingungen beschert – Schnee und glatte Straßen- Strike. Es lag ja auch nur die Fahrt nach Berlin vor uns. Letztendlich entschieden wir uns für die vierrädrige Variante und vertrauten auf den Verkehrsdienst. - - -

Am Flughafen war alles so strange. Ich zitterte vor Aufregung, als ich meine Flugtickets und meinen Reisepass aus der Tasche zog. Das erste Mal allein. Die Check-Inns waren rasch überstanden – allerdings verstanden die Sicherheitsleute mein Nu nicht und deuteten es als No:) Ein letzter Blick und Wink zurück. Und auf gings. Auf gings ins Flugzeug, ins Ungewisse, ins Abenteuer . . . Ich genoss noch den letzten Blick über das verschneite Berlin eh mich dann die Tränen einer indischen Frau, die direkt hinter mir saß, auch rührten und ich nun wahrhaftig zu begreifen begann. Es war nicht leicht. Am der Rücklehne des Vordersitzes hatten wir kleine Displays – ich stellte sie auf die Reiseroute – von Berlin über Osteuropa, Türkei, Bagdad und den persischen Golf nach Doha. Es war so fremd, ständig Englisch reden zu müssen – und ich stellte mir vor wie gut ich es dann beim Rückflug kann:D. Ich versuchte zu schlafen – essen konnte ich nicht – und las. Irgendwann redete ich mit der Vietnamesin, die zwei Plätze weiter saß – sie war recht nett und ich verbrachte mir ihren drei weiteren Bekannten die gnadenlosen 8 Stunden Wartezeit am Airport von Doha. Es war beinahe ein majestätisches Gefühl aus dem Flugzeug zu steigen – man spürte wahrlich die reiche Luft (Quatar ist das reichste Land zwischen diesen Golfstaaten) und es war wohlig warm. Während dieser Aufenthaltszeit inspizierte ich die Internetecke – man traf so viele interessante Leute und kam aufgrund des fehlerhaft funktionierenden Internets schnell ins Gespräch:) Insgesamt machte alles einen sehr neuen, sehr sauberen Eindruck. Es liefen so viele unterschiedlich ausschauende Menschen rum – aber auch einige Scheichs, völlig in weiß gehüllt mit Turban – aber manche eben auch etwas wie Anhänger der eines Terrornetzwerkes. Als dann endlich endlich endlich bei meinem Flug nach Kathmandu go to gate erschien und ich brav hin lief, fühle ich mich fremder. In einem A320 waren 7 weiße Passagiere. Alles andere waren demnach Nepali – sie sahen irgendwie indisch aus - und arm und ungepflegt. Ich fühlte mich so unsicher zwischen all den Männern (6 Frauen:) - zumal ich allein reiste – mit zwei älteren Engländerinnen kam ich ins Gespräch um nicht so herrenlos dazustehen. Irgendwie meinte man es gut mit mir und ich wurde in die Businessclass upgegradet. Herrlicher Komfort. Ein Luxus. Unsere Maschine startete allerdings aufgrund Computerprobleme und Sicherheitsvorkehrungen (wir flogen über Iran und Afghanistan...) viel später. Der Nepalese neben mir war recht nett und gebildet - wir konnten uns gut auf Englisch verständigen und er half mir dann auch in Kathmandu am Flughafen anfänglich zurecht zu kommen. Während des Landeanflugs hat man das Kathmandutal sehr gut sehen können, man ist zwischen all den Bergen gelandet. Das hat irgendwie gefetzt. Aber man sah halt auch sofort die ganzen schäbigen, engstehenden Bauten – und nun ein halbes Jahr hier – das war mein Gedanke. Am Flughafen standen dann die ganzen Frauen, die nun auf ihre Männer warteten, die für mehrere Monate in den Golfstaaten arbeiten waren und nun Errungenschaften und Geld heim brachten. Auf einmal sprang ein Mann auf mich zu fragte---you are marie...ich war so verwundert, erblickte ich bisher doch noch kein Schild mit meinem Namen, doch aufgrund meiner Unterlagen erkannte er mich sofort – bei der Unmasse an weißen Frauen, war das auch kein Problem:) Es war Khyam, der mich abholte- er hat auch die Einführung mit uns allen vorgenommen. Viele junge Männer kamen auf mich zu, die mich in ihr Taxi lotsen wollten, mein Gepäck nehmen wollten...schrecklich. Mein Koffer kam aufs Dach des Minibusses, da wir zu fünft (Fahrer, Khyam, zwei Spanierinnen und ich plus Gepäck) schon kaum Platz fanden – das trug sehr zu meiner Beruhigung bei:) Nun fuhren wir los – dass diese Fahrt schockierend war, wisst ihr ja. Müllberge an den Straßen, Leute, die auf der Straße kochen, waschen und einfach dort leben, mit ihren Tieren (vornehmlich Hunden und Ziegen) herumliegen, eine rasante Fahrweise, die nur Hupen und Pfeifen kannte, Häuser, die den Anschein erweckten, man könne nicht mehr in ihnen leben, ein verbrannter Geruch....In mir wuchs das Gefühl, dass ich hier keine fünf Monate verbringen möchte. Zu erst wurden wir in ein Hotel gebracht und trafen uns im Essensraum. Es war kalt, es war dunkel, es stank nach irgendwelchen Gewürzen oder was auch immer. So wurden wir erstmal unsere Fragen los und dann starteten wir eine Runde in das Touristenviertel Thamel, in welchem auch unser Hotel lag. Rikschafahrer, Bettler, Straßenhändler, hupende Motorradfahrer, eine Unmasse an Läden, die die üblichen Souvenirs und Trekkingartikel anboten. Es war so beeindruckend. Es war so hektisch. Ich hatte vorher oft gelesen, dass Thamel sehr westlich sein sollte – für mich erschien es aber sehr östlich. Am Abend testete ich mal die Dusche aus....kaltes abgestandenes Wasser und lies es bleiben. Aber immerhin eine westliche Toilette! Ich war so ko vom Flug und wollte mich zeitig hinlegen, doch es war so laut – die Türen hellhörig, die Straße vom Verkehr und allgemeinen Straßenlärm laut. Irgendwann wurde ich wach – aber weil mir soo kalt war. Klar bei einem Hausbau, der keine Dämmung, Isolation, „moderne“ Fenster und Heizung kennt und Nächten um die 1 oder 2 Grad. Seit jeher schlafe ich mit zwei Decken und Fleecejacke – es wird. Die Abende allein waren nicht gerade euphorisierend. So fiele Eindrücke und Gefühle prasselten auf mich ein, dass ich sehr arg zweifelte eine gute Richtung eingeschlagen zu haben.

Am nächsten Morgen fuhren wir dann ab zum Office – die Fahrt war einfach nur krass. Ich kann es schwer in Worte fassen – vielleicht weil es einfach so total verschieden ist. Wie bereits oben erwähnt, sieht man eigentlich nur bevölkerte Bürgersteige, überbefahrene Verkehrswege, bunte, schäbige Häuser, Dreck, bunt gekleidete Frauen (in der traditionellen Kleidung: Sari (kleidähnliches Tuch) und Kurta (weite Schlabberhose, langes ebenfalls kleidähnliches Oberteil und das passende Tuch), Kinder in Schuluniform, Kinder, die zwischen den Autos hin und her laufen und von ihrer Müttern, die am Straßenrand sitzen zum Betteln geschickt werden, Fußwege, die als Marktplatz dienen für alles mögliche (Obst, Gemüse, Sachen, Ramsch). Klar gibt es auch Ampeln, die sind jedoch aufgrund des oft 11stündigen Stromausfalls (hier load shedding genannt) nicht funktionsfähig oder beachtenswert. Oftmals stehen Polizisten auf der Straße um irgendwie Ordnung in die Ansammlung von Minibussen, Autos, TukTuks und Motorrädern zu bringen. Hier tragen unheimlich viele Mundschutz – angesichts des Verkehrs und der allgemeinen Pollution kein Wunder. Auf einmal war die Fahrt zu Ende und ich wunderte mich warum wir grad hier anhalten. Doch hier war das Office. In einem Haus, welches aussah als stände es zur Besetzung frei, prangte ein Schild IDF Nepal. Die Räume waren ähnlich spärlich, aber ist schon fast normal in solchen Räumen zu sein..Dort empfingen uns nun Kyham und Co, in ordentlichem Dress aber mit WinniPuh Hausschuhen:) Sie waren wirklich alle sehr nett – und führten uns in die nepalesische Sprache – hoffnungsloser Fall – und Kultur ein. Wir – also die zwei Spanierinnen, die andere Deutsche und ich- sprachen auch noch über vieles Weitere. Doch mich als Ungeübte des ungezwungen Plauschs auf englischer Sprache fehlten oftmals die Vokabeln oder das Ohr um den Kontext gänzlich zu verstehen oder um verständliche Fragen zu formulieren. Ein Standartsatz aller Mitglieder war...“Dont worrrrrry, dont worry. We can manage efrything.“ Das klingt doch sympathisch. Der Chairmann ermutigte uns auch – in fast sektenhafter Weise. This is a challenge. You wanted it. And you are going to win it. You are here to be the winner....ach herrlich. Essen gab es in einem Restaurant,welches ganz gut sein soll, durch die Hintertür sah ich mehr als ich wollte und der Blick in den Hinterhof, der in irgendeiner weise als Küche dienen sollte, hätte mir auch erspart werden können---jedenfalls bekam ich nichts runter. Das Essen ist allgemein sehr sehr billig. Eine ordentliche Mahlzeit – und die Teller sind hier ordentlich voll – kostet etwa 2 bis 3 euro. Irgendwo im Reiseführer las ich, dass das Essen hier recht fad sein soll und mit Curry und Co gespart wird. Meine Geschmacksrezeptoren sagen mir etwas anderes.

Innerhalb dieses Orientierunsprogramms lernte wir die Leute der Organisation kennen, die allesamt auf ihre Art und Weise lustig waren – einer erzählte ständig Witze über die Ähnlichkeit der Aussprache von pharsie (nepalesisch kürbis) und for see - Ich glaub sie sind ganz gute Ansprechpartner, Helfer; wir bekamen unsere nepal. Handykarten – die es nicht ermöglichen SMS nach Deutschland zu schicken – wir waren auf dem Monkey Temple – ein hochheiliger buddhistischer Ort, der auf einem Hügelchen am Rande Kathmandus thront. Leider wurde der Tempel gerade restauriert, aber dennoch war das Fluidum sehr einnehmend. Überall huschten Affen rum – zugegebener Weise hatte ich schon Bammel, dass sie mich beißen – es wehten die bunten Gebetsfähnchen im Wind und unheimlich viele kleine Tempelchen waren um die große Stupa angeordnet. Ebenso befindet sich dort ein Platz, an dem sich Liebespaare treffen können – denn in der Öffentlichkeit sind Zärtlichkeiten zwischen Frau und Mann hier nicht so üblich und geachtet. Zumal auch die Kasten (es gibt vier Kasten) noch sehr streng in den Köpfen der älteren Generation vorherrschen und es daher oftmals Komplikationen gibt. Die nepalesische Regierung zahlt nun schon 500 Euro, wenn man kastenwidrig heiratet oder 1000 euro, wenn ein Mann eine Witwe heiratet. Und das zählt zum Gleichberechtigungsprogramm – ich weiß ja nicht. Nepal ist ein männerdominantes Land und anfänglich sah ich auch nur Männer – in der Organisation, als Verkäufer, im Hotel. Aber langsam soll das Ansehen der Frau steigen – es geht gerade ein Umbruch um gesellschaftlichen Denken voran.

Die Abende verbrachten wir mit den Spanierinnen beim Abendessen, welches doch langsam schmackhaft wurde, in sehr geselliger Runde – und meine Laune war wirklich schon erheblich gestiegen.

Doch wie es eben so ist, ist es oft an der Zeit adieu zu sagen – das war nun am Montag der Fall. Für Sarah und mich hieß es nun auf nach Bhaktapur – und ehrlich gesagt, war ich froh aus Kathmandu raus zu sein – die Fahrt an Slums vorbei, auf staubiger Straße, in Wärme (am Tag ist es echt unheimlich warm) und dreckiger Luft, alles war eine reinste Baustelle, gab mir den Rest – Noch kann ich nicht verstehen, wie man Kathmandu als schön bezeichnen kann (in Doha sagten das so viele junge Leute . . . )

Dass wir nun in Bhaktapur angekommen waren, war mich gar nicht bewusst. Die Übergänge von den größeren Talstätten sind so fließend. Es gab kein freies Land zwischen all den Häusern. Ich erkannte nur von Weitem die große Pagode. Ich hätte mir alles grüner (nun gut es ist ja auch vor der Regenzeit), weitläufiger vorgestellt. Aber im Vergleich zu Kathmandu ist es echt ruhig und klein! Nun stand ich also vor dem Krankenhaus und dachte mir, mensch hier wirst du fünf Monate arbeiten, wohnen – ein seltsames Gefühl. Freundlich in Empfang genommen bezogen wir auch schon unser Zimmer. Es ist eine Nobelherberge. Wir haben einen Wasserkocher, eine Toilette, wie man sie kennt, ab und an fließend warmes Wasser und fast durchgängig Strom! Delux. Das große Zimmer teilen Sarah und ich uns – sie bleibt nur drei Monate. Wenn allerdings loadshedding ist, geht der Generator an und man könnte meinen, es stünde ein Lkw mit brummenden Motor vor dem Fenster.. Es ist eigentlich ganz lustig wenn immermal für kurze Zeit das Licht weggeht.... für den Rest des Tages gingen wir durch Bhaktapur – diese Tempelanlagen und Pagoden sind einfach überwältigend und schön. Wir saßen in einem Café und tranken Lassi – er schmeckte so vorzüglich – und blickten auf die größte Pagode (5 Etagen). Hach – da zieht ein Hauch nepalesischer Leichtigkeit ein. Ein Internetcafe entdeckten wir auch, nur ist es beinahe unmöglich sein eigenes Wort zu verstehen, weil das Notstromaggregat brummt und brummt und brummt. Letztens hörte es auf zu brummen und die Computer waren erstmal dunkel:). Die Stadt ist wirklich nett, die wichtigsten Wege (Innenstadt, in 10 Minuten zu erledigen, sie besteht eigentlich nur aus Häusern aus Backsteinen – so zumindest die Fassade. Ich glaube drinnen ist alles sehr sehr spärlich. Tapeten und Teppiche sind nicht vorstellbar – ich frage mich wie die Bewohner die Nacht überstehen. In unseren Räumen im Krankenhaus ist es tagsüber soo bitterkalt, ich weiß nicht wie es nachts in den ärmeren Häusern ist.

Apropos Krankenhaus. Es besteht aus 4 Häusern – eines ist das Altenheim, in welchem wir auch unser Zimmer haben – alles ist noch recht neu. Des Weiteren gibt es hier die Kinderstation (5 Räume mit je fünf Betten – so wie man sie von Kinderkrankenhäusern eben in Entwicklungsländern kennt), eine ambulante Betreuung (täglich kommen etwa 80 Patienten bei zwei betreuenden Ärzten) sowie die Notaufnahme, ein Labor (ich glaube dort werden sogar mal Handschuhe getragen), eine Zahnarztkabine sowie Räume für X-Ray, Family plannig und Verwaltung. Nun das wars. Insgesamt gibt es sieben Ärzte aber recht viele Schwestern. Manche sind wirklich nett und grad die Ärzte sind sehr freundlich und versuchen mir alles auf englisch zu erklären und mir medizinisches know how zu vermitteln – die letzten Tagen verbrachte ich bei den Kindern – aber dort gibt es so wenig zu tun, da sie von den Müttern und unzähligen Verwandten betreut werden. Die Krankenzimmer sind so dreckig – ich glaub das ist einfach die nepalesische Mentalität. Heut saß ich zeitweise in der Ambulanz – die Diagnosen werden im zwei Minuten Rhythmus gestellt, in ein Schreibheft eingetragen. Hier gibt es keine Krankenversicherung und jeder Patient muss alles selbst zahlen- jedes Medikament, jede Inhalation, jede Untersuchung. Das Krankenhaus bekommt nur 30 ct pro Patient.

Letztens hatten wir ein Kennenlernen mit den Krankenhauskoordinatoren. Es war sehr hart für mich, da ich nicht wusste, wie und wo und was ich arbeiten will – die Alten verstehen einen kaum (es gibt aber einige so niedliche, englisch sprechende Leute – eine Frau will ständig, ein Foto mit uns machen und dass wir ihr unsere Adresse da lassen) - die Kinder und deren Eltern nicht, da sie einfach hier aufgewachsen sind und eben kein Englisch erlernten. Das ist frustrierend. Aber mit der Zeit wird mein Nepali besser – ha:) behaupte ich mal so ganz kühn – und dann wird schon alles. I can manage it.

Jetzt is t erstmal Wochenende. Zwei Tage frei, obwohl die Arbeit hier nicht anstrengend ist....alles so easy going. Heute saßen wir zur Mittagspause eine Stunde draußen – es interessiert keinen ob man pünklich ist, es gibt hier keinen Zeitplan, die Uhren gehen alle anders – sowohl praktisch als auch mental - da alle so locker von ihrer Arbeitseinstellung sind.

Mal schauen, was wir mit der freien Zeit alles anstellen werden – in Nepal gibt es kein zweitägiges Wochenende, unser Sonntag ist ihr Montag – doch sie sind gütig mit uns und wir bekommen zwei Tage frei.

Ach es gibt so viel Ungeschriebens, welches eigentlich noch erwähnenswert wäre. Es fällt mir schwer, meine Gedanken zu ordnen, da gerade die ersten Tage so beeindruckend waren und eben diese Eindrücke schwer zu verarbeiten sind – ich hoffe der erste Bericht ist lesenswert.

Doch eure Ausdauer – wenn sie denn so lange ausgehalten hat – ist nun sicher gänzlich am Ende, ebenso wie meine.

Nachtrag. Bhaktapur, 7.02.2010

Eigentlich wollte ich das Resumé über die vergangen Zeit am Wochenende hochladen, doch es bot sich nicht die Gelegenheit. So schreibe ich gleich noch kurz die Wochenenderlebnisse nieder. Es ist seltsam so ein halböffentliches Tagebuch zu schreiben, zumal es mir schwer fällt, zu denken, dass es wirklich interessant ist.

Es ist Sonntag Abend. Unser Samstag morgen begann damit, dass wir uns mit den drei anderen Mädchen in Bhaktapur trafen, sie kamen um die Stadt zu sehen und eine Auszeit von ihrer Gastfamilie zu nehmen – ich bin wirklich froh erstmal im Projekt zu wohnen, mit all dem Luxus von Elektrizität und Wasser, von Ruhe, von freien Entscheidungen. Der Tag verging in dem wir einfach ziellos durch die Gassen wandelten, dort schauten, hier verweilten, die großen Plätze und Pagoden anschauten, Leute beobachteten und viel fotografierten. Es war amüsant, so eine gewisse Gelassenheit zog ein, als wir in einem Tempelhinterhof Mittag aßen und die Sonne uns wärmte.

Irgenwo im Reiseführer laß ich die Kurzbeschreibung zu Bhaktapur: „Eines der schönsten Städtchen der Welt, sagen viele Besucher, eines der rückständigsten, klagen die Bewohner. Beide haben wohl recht.“ ich hab zwar noch nicht viel von der Welt gesehen, aber ich würd das trotzdem so unterschreiben. Die Läden, also ein Raum von etwa 2quatratmetern, sind vollgepackt mit irgendwelchem Kleinkram, ob nun Touristenartikel, Badartikel, etwas zum Essen, Sachen, Stoffen – oftmals alles zusammen, sind rege verstreut; auf dem Markt breiten die Händler ihre Ware aus, dazwischen mengen sich die Kinder, Hunde tollen durch die Straßen – die meisten liegen aber schläfrig auf den Steinen oder hinterließen ihre Exkremente in der Mitte des riesigen Platzes –and: ich hab bisher noch keine Angst gehabt!, Hühner picken mal dort mal hier rum und mischen sich durch das geschäftige Treiben in den Gassen, Frauen waschen zwischendrin ihre Wäsche, MiniTraktoren (die meist irgendwelches Baumaterial transportieren – heut sah ich wie einige Kabel verlegt wurden) quetschen sich mit Motorrädern durch. Interessant war gestern, auf einmal hörten wir eine Blaskapelle und sahen viele schick in Anzügen und Saris gekleidete Leute, die sich einen Weg bahnten – zwischendrin zwei weiße, mit Blumen geschmückte Autos. Eine Hochzeit. Wow. Das war wirklich schön, weil es eben so echt und nichts Alltägliches war. Die Stadt war voller Touristen (es war so seltsam wieder mehr helle Gesichter zu sehen), voller Einheimischer, die auf den Markt einkauften oder einfach sich zum Essen trafen, Kinder spielten Fußball und Tischtennis auf Brunnendeckeln, als Netze dienen Backsteine – das wird mal eine richtig aufstrebende Tischtennisnation – es war richtig was los. Als wir den ersten Tag durch Bhaktapur liefen, schien alles so verschlafen – Bhaktapur wird ja oftmals auch als mittelalterlich bezeichnet und manchmal fühle ich mich auch einfach um Jahre zurück versetzt. Mit 24 Klopapierrollen bepackt, welche uns aus Kathmandu mitgebracht wurden, traten wir unseren Heimweg, der aus dem CityCenter so etwa knappe 10 Minuten dauert, an – dabei kamen wir an dem Zelt der Hochzeitsgesellschaft vorbei (sie gehörten wohl der höheren Kaste an) und es dröhnte nepalesiche Popmusik heraus. Es war so ein schönes Gefühl, die Sonne war am untergehen, der Tag war schön - irgendwie zog langsam ein Gefühl der Konstanz und der Heimatlichkeit ( ich las letztens ein Schild: a home far away from your home) ein.

Heute stand der Tag unter dem Stern der Hausfrau: Wir haben geputzt und gewaschen. Noch sind die Klamotten noch klamm. Ich bin Erkenntnisse reicher, wie viel Wasser in eine Fleecejacke passt, wie langsam Socken trocknen und wie toll doch eine Wäscheleine ist.

Zum Vitaminausgleich wollte ich mir noch Bananen kaufen – ist es doch das einzige Obst, neben Orangen, welches sich ohne Bedenken der Gesundheit essen lässt – und der Verkäufer wollte 40 rupien für 4 Minibananen haben, ts – letztendlich gab er mir 3 für 10 Rupien – ich finde es anstrengend, immer verhandeln zu müssen zumal es mir schwer fällt, da ich noch keine nepalesischen Relationen habe und ich es eher bequemer mag.

Nun ist schon Sonntag Abend, die Hunde bellen mal wieder (letztens kam die Frage auf, ob Hunde denn heißer werden können?!) ein Kind schreit - unsere Fensterfront zeigt genau zu dem Eingang von der Kinderstation.

Morgen verbringe ich den Tag im Altenheim – der demografische Wandel naht (hier herrscht exponentielles Bevölkerungswachstum – in der Relation noch stärker als in Indien). Solche Einrichtungen sind sehr selten hier, da es die Tradition ist, dass man bei seinen Eltern, oder den vom seinem Mann, wohnen bleibt. Mal schauen. Ich bin gespannt, wie die Kommunikation klappt – letztens hatten wir ein kurzes Gespräch mit einer Schwester – hoffnungsloser Fall. Nach Minuten der Erklärung auf englischer Sprache und nonverbaler Kommunikation, begriff sie – oder eben auch nicht - dass wir etwas vermissten – „ahh miss..miss...ahh menstruation“ Na genau! :)ach das wird schon fetzig.

Die Woche ist kurz, da am Freitag landesweiter Feiertag ist – die Nepalesen feiern gern und viel – diesmal weil Shiva Geburtstag hat. Ich bin mal gespannt.

Nun ist erstmal für mich und die Tastatur Feierabend -

so wirklich kann ich die Dauer und die Ferne noch immer nicht begreifen. ….keeene rälationen –

Eigentlich wollten wir jeden Abend etwas Nepali üben – jaja die Selbstdisziplin:) aber das wird schon. Learning by doing. So wie die ganzen anderen Sachen hier.

Ganz liebe Grüße.